Energiesparen: Kommunen im Krisenmodus

Klima-Bündnis-Mitglieder gehen mit ambitionierten Energiesparmaßnahmen voran

Jeder Mensch spürt sie, jeden zwingt sie zum Handeln – die Energiekrise betrifft uns alle. Und einmal mehr sind Städte und Gemeinden aus ganz Europa gefragt, aktiv zu werden, mit konkreten Maßnahmen gegen eine Krise vorzugehen. In den vergangenen Monaten haben viele Klima-Bündnis-Kommunen Führungsstärke bewiesen und konkrete Energiesparmaßnahmen auf den Weg gebracht. Lüneburg (DE), Köln (DE) und Feldkirch (AT) zeigen dabei, wie die Einbindung stadtrelevanter Akteur*innen gelingen kann.

Lüneburg (DE) legt Fokus auf Energieeffizienz und Teamwork

Die Hansestadt legt seit Jahren einen starken Fokus auf Energieeffizienz, sei es bei Sanierungen, Neubauten oder auch den städtischen Ampelanlagen. Darauf aufbauend hat die Stadt nun einige konkrete weitere Sparmaßnahmen in die Wege geleitet, wie bspw. die Reduzierung der Raumtemperatur in den Verwaltungsgebäuden, die limitierte Warmwasseraufbereitung sowie eine fixe Heizperiode von Oktober bis April mit der Einführung von festen Heizzeiten.

Neben diesen verwaltungsinternen Sparmaßnahmen bindet die Hansestadt relevante Stakeholder zur Bewältigung der Energiekrise ein. „Die Folgen des Ukraine-Kriegs mit steigenden Preisen in vielen Bereichen sind nicht allein von der Verwaltung zu lösen. Es gilt, die Stadtgesellschaft mitzunehmen und im Schulterschluss mit allen relevanten Akteur*innen Lösungen für unsere Hansestadt zu finden“, betont Florian Beye, Persönlicher Referent im Büro der Oberbürgermeisterin der Hansestadt Lüneburg. So hat die Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch Ende August zu einer Stadtkonferenz eingeladen, bei der Teilnehmende Lösungsansätze für zwei Szenarien erarbeiteten: 1. ausreichend Energie bei steigenden Preisen; 2. steigende Preise und Energieknappheit. Die rund 250 Impulse wurden in einer interaktiven Mindmap festgehalten, die aktuell von der Verwaltung ausgewertet und nachverfolgt wird. Durch diesen Austausch konnte auch die Resilienz der Stadt erhöht werden. „Die Akteur*innen wissen nun, wer was kann, und sind miteinander vernetzt“, kommentiert Florian Beye. Außerdem wird eine zentrale Webseite eingerichtet, auf der aktuelle Informationen zu den Maßnahmen sowie wichtige Ansprechpersonen gesammelt werden sollen.

Trotz allem Engagement sieht sich die Stadt aber auch mit Hürden konfrontiert. So ist beispielsweise eine zentrale Heizregelung in einem historischen Altbau nicht immer einfach umsetzbar. Auch personell kommt die Stadt mit den Zusatzaufgaben durch die Energiekrise an ihre Kapazitätsgrenzen. Umso wichtiger, dass alle Verwaltungsangestellten an einem Strang ziehen und für ein gemeinsames Ziel arbeiten.

Köln (DE) sensibilisiert Bürger*innen und Verwaltungsangestellte

Wie in vielen Städten, hat auch die Stadt Köln hat ein Maßnahmenpaket geschnürt, um der Energiekrise zu begegnen. Neben Vorschriften zu Raumtemperaturen und Straßenbeleuchtung verzichtet die Stadt auch auf eine durchgängige Bestrahlung repräsentativer Gebäude, unter anderem auch des Kölner Doms. Wichtig ist auch in Köln die Einbindung aller Zielgruppen, wie die Verwaltungsangestellten und Bürger*innen der Stadt. Gemeinsam mit dem städtischen Energieunternehmen RheinEnergie plant die Stadt eine Kampagne, die die Endkonsument*innen über wirksame Tipps zum Energiesparen informiert. Doch nicht nur die Bürger*innen werden aktiv für ein energieeffizientes Verhalten sensibilisiert, sondern auch die Mitarbeitenden der Stadt.  Hierbei sollen insbesondere die Hausmeister*innen der Verwaltungsgebäude  geschult werden und als Multiplikator*innen fungieren. Zusätzlich wird ein Krisenstab eingerichtet, um im Herbst und Winter auch kurzfristig und schnell auf die Energiekrise reagieren und weitere Maßnahmen umsetzen zu können. 

Feldkirch (AT) setzt auf stadteigene Meldeplattform und Bewusstseinsarbeit

Dass nicht nur große Städte etwas bewegen können, beweist Feldkirch in Österreich. Die rund 30.000 Einwohner*innen starke Stadt in Vorarlberg hat eine ganze Palette an Energiesparmaßnahmen ergriffen: Reduktion der Raumtemperaturen und angepasste Nutzungszeiten in öffentlichen Gebäuden, Überprüfung aller Lüftungs- und Klimaanlagen, Verzicht auf Beleuchtung historischer Gebäude sowie eine reduzierte Weihnachtsbeleuchtung. Ähnlich wie in Lüneburg musste auch die Feldkircher Verwaltung feststellen, dass die pauschale Reduzierung der Raumtemperatur in unterschiedlichen Gebäudetypen herausfordernd sein kann. Die Stadt geht diese Hürde in enger Abstimmung mit den Stadtwerken und den Energiebeauftragten an, um vor Ort ein erträgliches Raumklima zu schaffen und dennoch möglichst viel Energie zu sparen.

Ein weiterer wichtiger Baustein der Feldkircher Energiespar-Strategie ist die Einbindung der Mitarbeiter*innen und diese für das Energiesparen am Arbeitsplatz zu sensibilisieren, wie bspw. durch das Ausschaltung von Standby-Geräten oder Drucker nur bei Bedarf einzuschalten. Mit Hilfe einer Informationskampagne in der Mitarbeiter*innenzeitung und einer stadtinternen Umfrage, die die Bedürfnisse sowie Anregungen der Belegschaft erfasst, möchte die Stadtverwaltung aufklären und die Mitarbeiter*innen von den ergriffenen Maßnahmen überzeugen. Zusätzlich wurde eine freiwillige Energie-Mittagspause angeboten. Interessierte Mitarbeiter*innen wurden eingeladen, um über Themen wie private und öffentliche Energiesparmaßnahmen, persönliche Situationen und ihr Wohlbefinden zu sprechen. Daraus ist die Idee von privaten Energielotsen entstanden, diesmal mit dem Ziel, Bürger*innen möglichst unterschwellig eine Gesprächsbasis zu Energiethemen zu bieten.

Um die Feldkircher Bürger*innen weiter einzubinden, wird auch die stadteigene Meldeplattform „Schau auf Feldkirch“ eingesetzt. Über die lokalen Medien werden Bürger*innen aufgerufen, eigene Ideen zum Energiesparen auf der Plattform einzubringen“, kommentiert Christina Connert, Abteilungsleiterin Umwelt, Energie und Klimaschutz der Stadt Feldkirch, „erste Meldungen sind bereits eingegangen und werden aktiv in die weiteren Planungen der Stadt eingebunden.“ Zusätzlich teilt die Stadt wöchentliche Energiespartipps im Feldkircher Anzeiger. Somit hat jede*r Bürger*in die Chance, mitzumachen und aktiv einen Beitrag zu leisten.

Lüneburg, Köln und Feldkirch sind nur drei der unzähligen Beispiele für Kommunen aus dem Klima-Bündnis-Netzwerk, die derzeit Energiesparmaßnahmen umsetzen. Städte und Gemeinden aus ganz Europa beweisen erneut, wie wichtig die lokale Ebene in Krisenzeiten ist. Im Falle der Energiekrise zeigen die Beispiele auch, dass klassische Energiesparmaßnahmen eine wichtige Grundlage sind, essentiell für den Erfolg aber ein Mix dieser Maßnahmen mit Aufklärungsarbeit vor Ort und der Einbindung relevanter Akteur*innen ist. Denn nur gemeinsam lassen sich die Herausforderungen der Zukunft meistern.

Sie setzen in Ihrer Gemeinde oder Stadt ambitionierte Energiesparmaßnahmen um und wollen diese mit dem Netzwerk teilen? Kontaktieren Sie uns unter communications(at)klimabuendnis.org und inspirieren Sie andere Mitglieder mit Ihrem Beispiel!

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geschrieben Oktober 2022