Ziel: Klimaneutrale Verwaltung – aber wie?

Der Landkreis Ludwigsburg zeigt, wie es gehen kann – mit Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe!

Die Aufgaben im kommunalen Klimaschutz sind umfassend, immer mehr Kommunen schauen dabei auch auf ihren eigenen Wirkungskreis. Klimaneutrale Verwaltung ist das Stichwort der Stunde – aber wo anfangen, wen einbinden und wie umsetzen? Das Landratsamt in Ludwigsburg zeigt, wie das ehrgeizige Vorhaben gelingen kann.

„Der Weg zur klimaneutralen Verwaltung entspricht einem großen Veränderungsprozess, der alle Organisationseinheiten und Mitarbeitenden betrifft. Daher ist ein zielorientiertes und gut strukturiertes Vorgehen essenziell”, kommentiert Tina Prietz, Projektverantwortliche Klimaneutrale Verwaltung im Landratsamt Ludwigsburg, die Grundvoraussetzungen für den Prozess hin zur klimaneutralen Verwaltung. In Ludwigsburg hat 2021 alles angefangen, damals hat das Team des Landratsamts zunächst Handreichungen anderer Kommunen sowie Empfehlungen des Umweltbundesamtes geprüft. Herausgekommen ist ein Prozess bestehend aus fünf Stufen: Analyse & Aufbau der Organisationsstruktur, Definition von Zuständigkeiten & Etablierung von Teams, Zieldefinition, Bilanzierung der Ausgangssituation, Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen, Monitoring & Controlling.

Einen zentralen Erfolgsfaktor für diesen Prozess sieht das Team des Landratsamts in der Einbindung aller Verwaltungsebenen und Mitarbeitenden. Ihr partizipativer Ansatz besteht aus drei Schwerpunkten: Sensibilisierung, Beteiligung und Institutionalisierung. Mitarbeitende wurden bspw. für die Belange des Klimaschutzes über das Intranet oder die Landratsamt-App sensibilisiert und inspiriert. Darüber hinaus wurden sie in die Zielfestlegung und Maßnahmenplanung aktiv eingebunden, getreu dem Motto “mitbestimmen anstatt nur ausführen”. Zudem hat das Team dafür gesorgt, dass Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe institutionalisiert wird, bspw. durch regelmäßige Treffen des Strategiegremiums, KlimaChecks zur Prüfung aller Vorlagen und Klimalots*innen (engagierte Mitarbeitenden, die eigene Ideen einbringen können und gleichzeitig als Multiplikator*innen innerhalb der Verwaltung agieren).

Dieser Ansatz resultierte in Ludwigsburg in einem ehrgeizigen Ziel: Das Landratsamt strebt die Klimaneutralität bis 2035 an! Tina Prietz erläutert zudem: „Für die Klimaneutralität wird nicht nur das Zieljahr betrachtet, sondern der Weg wird zum Ziel. Das erfordert ein jährliches Monitoring, nicht nur anhand einer Energie- und Treibhausgasbilanz (Top-down), sondern auch mithilfe von verschiedenen Indikatoren je nach Maßnahme (Bottom-up). Beispielsweise wurde für die Maßnahme Klimafreundlicher Fuhrpark (M1) der Leitindikator Anteil klimaneutraler Fahrzeuge an der Gesamtflotte festgelegt – bis 2035 soll dieser Anteil bei 100 % liegen.”

Auf Basis eines jährlichen Klima- und Energieberichts kann die Verwaltung schließlich umgesetzte Maßnahmen evaluieren und notwendige Anpassungen vornehmen. „Im April wollen wir den ersten Klima- & Energiebericht im politischen Gremium vorstellen. Mit dem Beschluss der aktualisierten Maßnahmen kann die Verwaltung dann gut vorbereitet in die Haushaltsanmeldung gehen“, ergänzt Tina Prietz. Die anvisierten Maßnahmen des Landratsamtes verfolgen zwei Teilziele: eine schnelle Senkung des Energie- und Rohstoffverbrauchs durch Steigerung der Energieeffizienz und energiesparendes Verhalten sowie die Deckung des übrigen Energiebedarfs durch den Ausbau von Erneuerbare-Energie-Anlagen auf kommunalen Flächen. Eine große Wirksamkeit verspricht sich das Projektteam auch durch die Verankerung von Klimaschutz in der Verwaltungsspitze und durch die energieeffiziente Sanierung von kreiseigenen Gebäuden.

Gefragt nach Tipps für andere Kommunen, die noch am Anfang der Aufgabe stehen, verweist Tina Prietz auf eine zentrale Herausforderung, mit der sich auch ihr Team konfrontiert sah: alle Mitarbeitenden müssen auf ihrem unterschiedlichen Wissensstand mitgenommen werden – ob eine Person schon Erfahrung im Klimaschutz gesammelt hat, neu auf dem Gebiet ist oder schlicht zu wenig Zeit für Zusatzaufgaben hat. „Zentral ist es, die Arbeitsleistung der Kolleg*innen wertzuschätzen und ihnen zu vermitteln, dass es ohne sie und ihre Erfahrung nicht geht. Wenn es dann gelingt, nicht nur zu fordern, sondern als Klimaschutzbeauftragte auch unterstützend zu wirken sowie Klimaschutz als Gemeinschaftsprojekt fest in der ganzen Verwaltung zu integrieren, ist der Grundstein für eine gute Zusammenarbeit gelegt”, fügt Tina Prietz hinzu.

Das Beispiel aus dem Landkreis Ludwigsburg zeigt, wie die Weichen für eine klimaneutrale Verwaltung erfolgreich gestellt werden können. Es kommt auf ein zielorientiertes Vorgehen, strukturierte Prozesse, Partizipation und motivierte Mitarbeitende an! Das Klima-Bündnis bietet interessierten Kommunen und Mitgliedern gleich zwei Angebote als Hilfestellung an. Das ESG-Cockpit ist ein Tool der Klima-Bündnis Services GmbH, das Verwaltungen und Organisationen befähigt, die Einhaltung von Nachhaltigkeits- und THG-Zielen zu messen und dafür entsprechende Maßnahmen zu planen. Das Team des ESG-Cockpits begleitet Verwaltungen auch beim Aufsetzen der Prozessstrukturen. Über die Arbeitsgruppe Klimaneutrale Verwaltung können sich interessierte Klima-Bündnis Mitglieder aus Deutschland außerdem seit 2023 regelmäßig austauschen, voneinander lernen und profitieren. Der nächste Termin findet am 21. März 2024 statt.

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Geschrieben im Februar 2024