Die Energiekarawane

Kommunen motivieren Bürger*innen zur energetischen Modernisierung

Die Energiekarawane ist eine kommunale Energieberatungskampagne zur Steigerung der Sanierungsrate des privaten Gebäudebestands. Dieser ist für mehr als ein Viertel des Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich, vor allem durch den Bereich Wärme. Die Wärmewende gilt daher im Klimaschutz als eine der größten Herausforderungen, eine erhebliche Steigerung der Sanierungsrate ist unabdingbar. Die Energiekarawane leistet aufgrund der umgesetzten Maßnahmen (Steigerung der Effizienz im Bereich der Gebäudehülle und der Wärmerzeugung) einen erheblichen Beitrag und widmet sich einem der wichtigsten kommunalen Handlungsfelder im Klimaschutz.

Ursprünglich entwickelt in der südhessischen Klima-Bündnis Kommune Viernheim, nutzt sie dort der Brundtlandbeauftragte Philipp Granzow seit 2009 als Mechanismus zur direkten Bürger*innenansprache. Das Referenzprojekt des Bundesministeriums für Umwelt (NKI) wurde nachfolgend in der Metropolregion Rhein-Neckar zur bundesweiten Anwendung für Kommunen jeder Größenordnung weiterentwickelt. In der Zwischenzeit ist die Energiekarawane auch Referenzprojekt im Standardwerk Praxisleitfaden Kommunaler Klimaschutz (Kapitel C3, S. 245).

Ihr Erfolgsrezept liegt darin begründet, dass sie das herkömmliche Prinzip der Energieberatung umkehrt: Städte und Gemeinden unterbreiten Bürger*innen in einem ausgewählten Quartier das Angebot einer kostenfreien Beratung durch neutrale und qualifizierte Energieberater*innen. Die Beratung findet direkt am Objekt und zu allen gebäuderelevanten Themenbereichen statt. Dank des Quartiersansatzes ist die Energiekarawane für Kommunen unter 4.500 Einwohner*innen (EW) genauso gut geeignet wie für Großstädte. Die Durchführung folgt einem standardisierten Ablauf. Sämtliche Arbeitsschritte sind mit anpassbaren Vorlagen hinterlegt. Die Kooperationspartner leisten den Wissenstransfer und begleiten anschließend die Kommunen während aller Projektphasen. Dadurch werden diese zu einer selbstständigen Durchführung in Zukunft befähigt.

Aktuelle Referenzen umfassen unter anderem

  • Aachen; 252.000 Ew.
  • Freiburg im Breisgau; 236.000 Ew.
  • Haan; 30.000 Ew.
  • München; 1.512.000 Ew.
  • Neumünster; 80.000 Ew.
  • Riegel am Kaiserstuhl; 4.000 Ew.
  • Rüsselsheim; 67.000 Ew.
  • Wenzenbach; 9.000 Ew.

Die beiden gemeinnützigen Vereine fesa e.V. und Klima-Bündnis kooperieren zur Verbreitung von Wissen und Kompetenzen zur Durchführung der Energiekarawane. Der fesa e.V. ist seit 2017 Projektträger der Energiekarawane für die Region Baden. Gemeinsam stellen die beiden Organisationen diese erfolgreiche Kampagne Kommunen in ganz Europa zur Verfügung. Nach Anpassungen auf die nationalen Gegebenheiten konnte das Projektteam gemeinsam mit dem Klima-Bündnis Luxemburg erfolgreiche Durchführungen durch zwei Kommunen in 2023 ermöglichen. Mindestens drei weitere Kommunen kommen im Jahr 2024 hinzu.

Die Erfolge der Energiekarawane wurden durch Evaluierung von mehr als 70 Kampagnen belegt: Im Schnitt nehmen wenigstens 25 % der Zielgruppe das kommunale Energieberatungsangebot wahr, wovon sich wiederum 60 % zur Maßnahmenumsetzung entscheiden. Mit der Energiekarawane verfügen Kommunen somit über eine äußerst wirksame Vorgehensweise, um die bisher schwer erreichbare Zielgruppe der Hausbesitzer*innen zur energetischen Modernisierung zu motivieren. Vor dem Hintergrund massiver Energiepreissteigerungen bieten Kommunen mit der Kampagne ihren Bürger*innen eine wichtige Hilfestellung zur Umsetzung gesetzlicher Vorgaben (GEG) und den Zugang zu staatlichen Förderungen. Sowohl Wärmenetzplanung als auch –projektierung kann durch die Kommunikationskampagne Energiekarawane umgesetzt werden. Verbunden mit der daraus resultierenden Minderung von Treibhaugasemissionen werden Kommunen in ihrer zentralen Rolle als Klimaschutzakteure gestärkt.

Wollen Sie mehr erfahren? Kontaktieren Sie Jan Schwarz unter j.schwarz(at)klimabuendnis.org

Weitere Informationen

Energiekarawane fesa e.V.