1990 – 2020 | 30 Jahre lokaler Klimaschutz
Unser Bündnis für das Klima hat in den letzten Jahren einen langen Weg zurückgelegt (Zeitstrahl als pdf). Hier sind einige der Höhepunkte dieser Reise.
Die 1990er Jahre
1990 wird der Grundstein für das Klima-Bündnis gelegt. Sechs Delegierte aus Amazonien, Vertreter* innen aus zehn Städten und zahlreiche Organisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treffen sich zu einem Arbeitstreffen in Frankfurt am Main. Sie verabschieden das „Manifest europäischer Städte zum Bündnis mit den Indianervölkern Amazoniens“ und beschließen zugleich ein umfangreiches Arbeitsprogramm.
Das Klima-Bündnis Italien wird 1991 gegründet. Mit Unterstützung einiger Mitglieder wird im selben Jahr ein Handbuch zur Vermeidung und zu Alternativen von Tropenholz erarbeitet. Im März 1992 verabschieden Delegierte aus 16 Städten (AT, DE, IT, NL) auf der Gründungsversammlung in Freiburg im Breisgau, Deutschland, die Satzung des Vereins „Klima-Bündnis“. Dort wird auch der erste Vorstand aus europäischen und indigenen Vertreter*innen gewählt.
Das Klima-Bündnis erhält 1993 die amtliche Anerkennung als gemeinnütziger Verein. Ein Netzwerk mit einer Europäischen Geschäftsstelle in Frankfurt am Main, Deutschland, und nationalen Kontaktstellen in Italien, den Niederlande und Österreich entsteht. Die erste Jahreskonferenz findet in Enschede, Niederlande, statt. Im gleichen Jahr entsteht die dortige nationale Koordination „Klimaatverbond". Die Mitglieder richten die erste Arbeitsgruppe „CO2-Reduktionsstrategien im Klima-Bündnis“ (heute CO2-Monitoring) ein. 1994 finden mehrere Rundreisen indigener Vertreter*innen durch Europa statt und ermöglichen somit eine Vertiefung der Partnerschaft. Gleichzeitig arbeitet das Klima-Bündnis an seinem ersten EU-Projekt. Eines der Ergebnisse ist die erste Version des Klima-Bündnis-Maßnahmenkatalogs als Checkliste für die Mitglieder. Das Klima-Bündnis Österreich wird ins Leben gerufen.
1995 werden Klima-Bündnis Luxemburg und Schweiz gegründet. In diesem Jahr werden auch die Themen Biodiversität und intellektuelle Eigentumsrechte der indigenen Völker erarbeitet und eine erste Studie über die Rechte indigener Völker in den Amazonasstaaten durchgeführt. Das Klima-Bündnis wächst weiter und erreicht 1996 die 500-Mitglieder-Marke. Die erste Webseite geht online. Neben der Finanzierung einzelner Projekte der COICA richtet das Klima-Bündnis in diesem Jahr einen Rechtshilfefond ein, um seine indigenen Partner zu unterstützen. Im Herbst 1997 legt das Klima-Bündnis auf der UN-Klimakonferenz in Kyoto einen ersten Statusbericht vor, der erstmals Umfang und Bandbreite des kommunalen Engagements einer internationalen Öffentlichkeit präsentiert.
1998 findet die erste Jahrestagung in der Schweiz statt, auf der die Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Tropenholz neu gefasst wird. José Luis González, Vorsitzender des Klima-Bündnis, spricht als erster indigener Vertreter auf der UN-Klimakonferenz in Buenos Aires. In Zusammenarbeit mit dem Künstler Michael Müller entsteht 1999 das Kunstprojekt „Grün“, das durch die Beteiligung von Städten Finanzmittel für indigene Projekte generiert.
Die 2000er Jahre
Die internationale Konferenz des Klima-Bündnis in Bozen 2000 ist ein wichtiger Meilenstein auf der Reise des Netzwerks. Zehn Jahre nach der Gründung wird die Zielsetzung zur CO2-Reduktion in der „Bozen-Erklärung “ konkretisiert. Basierend auf den Prinzipien des Klimaschutzes und der Klimagerechtigkeit werden Handlungsfelder und Maßnahmen identifiziert. Neben der Halbierung der CO2-Emissionen als mittelfristiges Ziel, wird auch ein klimaverträglicher Wert für alle Treibhausgasemissionen pro Einwohner*in als langfristiges Ziel definiert. In Anlehnung an das Klima-Bündnis entsteht in Bozen zudem die Idee für die Gründung des Bodenbündnisses.
Auf dem Grundstück eines Umweltprojekts in Hamburg errichten 2001 zwei indigene Vertreter das erste Amazonashaus in Europa, das Treffpunkt und Symbol für die Nord-Süd-Partnerschaft sein soll. Noch im gleichen Jahr wird das Klima-Bündnis Mitglied im Lenkungsausschuss der European Sustainable Cities & Towns Kampagne, im Rahmen derer sich europäische Städtenetzwerke im Bereich Nachhaltigkeit koordinieren. Mit Kampagnen macht das Klima-Bündnis auch 2002 weiter auf den Klimaschutz aufmerksam. Ein Staffellauf sorgt in Österreich bereits zum zweiten Mal für Aufmerksamkeit. 30.000 Kinder sammeln im Rahmen der Klima-Bündnis-Kampagne „Kindermeilen“ durch umweltfreundliche Fortbewegung Grüne Meilen, zunächst in Deutschland, später in ganz Europa. Beide Aktionen bereichern die erstmals stattfindende Europäische Mobilitätswoche. Das Klima-Bündnis vergibt zum ersten Mal die Klimaschutzauszeichnung „Climate Star“.
Nach einer Delegationsreise von deutschen und österreichischen Kommunalvertreter*innen nach Peru, entsteht 2004 im Rahmen einer Projektpartnerschaft mit dem Programm zur Ausbildung von indigenen Lehrer*innen (FORMABIAP) in Iquitos das Solarlampen-Projekt. In Kooperation mit den Lehrkräften wird diese neue Technik in den Gemeinden verbreitet. Das Klima-Bündnis konkretisiert 2006 das Ziel der CO2-Reduktion. Alle fünf Jahre sollen die Emissionen um zehn Prozent reduziert werden. Dies entspricht einer Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen (Ausgangsjahr 1990) bis spätestens 2030.
Eine der wichtigsten Entwicklungen für das Klima-Bündnis in 2007 ist die Eröffnung eines Büros in Brüssel, das vorerst mit einer Mitarbeiterin besetzt ist. Es vertritt das Klima-Bündnis gegenüber EU-Kommission und EU-Parlament sowie allen europäischen Initiativen und Veranstaltungen.
Auf der Internationalen Jahreskonferenz "Klimaschutz überschreitet Grenzen" im Jahr 2008, die gleichzeitig in Aachen, Deutschland, und Heerlen, Niederlande, stattfindet, wird ein erster Entwurf des Konvents der Bürgermeister präsentiert. Der Konvent ist die erste überstaatliche Initiative, die die Rolle der Kommunen nicht nur anerkennt sondern auch in eine gemeinsame Strategie einbindet. Im gleichen Jahr startet erstmals die STADTRADELN-Kampagne in Deutschland, die in den Folgejahren in Luxemburg (TOUR Du DUERF) und später auch in weiteren europäischen Ländern umgesetzt wird. Zudem entwickelt das Klima-Bündnis das CO2-Monitoring-Instrument ECOSPEED Region.
2009 bildet sich das Klima-Bündnis Ungarn. Eine Delegation kommunaler Vertreter*innen fährt nach Ecuador, um sich über die schwerwiegenden Folgen des Erdölabbaus im Regenwald zu informieren.
Die 2010er Jahre
Die Mitgliederversammlung 2010 beschließt im Rahmen der Jahreskonferenz eine Resolution mit der Forderung, Gelder aus dem EU-Konjunkturprogramm für Klimaschutz in den Kommunen zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren unterstützen die Mitglieder des Klima-Bündnis Ecuadors weltweit beachtete ITT-Initiative, die vorsieht einen Teil des vorhandenen Erdöls in den Böden zu belassen. Der Yasuní Nationalpark soll damit vor Erdölförderungen geschützt werden. 2011 baut das Klima-Bündnis im Rahmen des Konvents der Bürgermeister Ost seine Aktivitäten östlich der EU aus.
Um den Austausch und konkrete Anträge zu Finanzierungen anzuregen, gründet das Klima-Bündnis 2012 die Arbeitsgruppe Finanzierung. Außerdem wird in diesem Jahr die von der indigenen Partnerorganisation COICA eingebrachte Resolution für ein „Indigenes REDD+-Konzept“ beschlossen. Die Erklärung beinhaltet Alternativen REDD-Mechanismus der UN-Klimakonferenz zur Einbeziehung der Wälder in den Emissionshandel. Die Jahreskonferenz 2013 verabschiedet eine Resolution zum EU-Rahmen für Klima- und Energiepolitik bis 2030. Darin werden verbindliche und ehrgeizige Ziele für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und CO2-Emissionsminderungen gefordert. Außerdem soll von der EU die zentrale Rolle von Städten und Gemeinden im Klimaschutz anerkannt werden.
2014 entwickelt das Klima-Bündnis mit Hilfe der Arbeitsgruppe zu CO2-Monitoring das österreichische Klimabilanztool. Die anerkannte Schwesterinitiative des Konvents der Bürgermeister „Mayor’s Adapt“ rückt das Thema Anpassung an den Klimawandel in den Fokus. Etwas mehr als ein Jahr später wird sie thematisch mit der Namensänderung des Konvents zu „Konvent der Bürgermeister für Klima und Energie“ in die Hauptinitiative integriert.
Das Netzwerk ruft 2015 die Klima-Bündnis-Arbeitsgruppezu Anpassung an den Klimawandel ins Leben. In diesem Jahr entsteht die Kampagne „Gutes Leben ist einfach“ mit dem Ziel, das Bewusstsein der Bürger*innen für den globalen Einfluss unserer Alltagsentscheidungen zu schärfen. Mit dem Klimaschutz-Planer ergänzt der Verein 2016 sein Angebot mit einem Bilanzierungsinstrument für Mitgliedskommunen in Deutschland. Der EU-Ausschuss der Regionen unterstützt 2017 offiziell die Positionen des Klima-Bündnis zur Anpassung in einer Stellungnahme zur EU-Anpassungsstrategie.
Ein neuer Bericht des IPCC veranlasst 2018 auch das Klima-Bündnis an Politik und Gesellschaft zu appellieren. Die globale Erderwärmung muss auf 1,5°C begrenzt werden. Diesen Punkt betonen Klima-Bündnis-Mitglieder in der Erklärung von Barcelona.
2019 verabschieden das Klima-Bündnis und der Europäische Ausschuss der Regionen einen Aktionsplan, um den Einfluss der lokalen und regionalen Ebene im Kampf gegen den Klimawandel zu stärken. Auf der Jahreskonferenz spielt der Notstand imAmazonasbecken eine große Rolle. Insgesamt 88 Städte unterzeichnen eine Erklärung, in der sie gemeinsame Maßnahmen zum Schutz der indigenen Völker des Amazonasbeckens und des Amazonas-Regenwaldes fordern. In diesem Jahr kommt auch die Klimanotstandsbewegung ins Rollen. Zahlreiche Mitgliedskommunen europaweit rufen den Klimanotstand aus und werden dabei vom Klima-Bündnis unterstützt.
2020 feiert das Klima-Bündnis sein 30-jähriges Jubiläum. Ein wichtiges Jahr für den globalen Klimaschutz. Das Klima-Bündnis will das Jahr dafür nutzen, die letzten 30 Jahre zu reflektieren und den Weg für die kommenden 30 Jahre zu ebnen, um die globale Zielsetzung für 2050 zu erreichen.