Wie Stadt und Land gemeinsam erneuerbare Energien fördern können

Brest (FR) geht voran mit innovativem Stadt-Land-Vertrag

Erneuerbare Energien stehen derzeit hoch im Kurs und sind ein zentrales Element für die langfristige Abkehr von fossilen Brennstoffen. In Städten ist aber der Energiebedarf hoch, doch die Anzahl der Flächen für erneuerbare Energien gering. So sind insbesondere Städte darauf angewiesen, alternative Energieträger zu erschließen. Eine Antwort könnte im städtischen Umland liegen. Und genau hier setzt die französische Métropole Brest im Rahmen des Klima-Bündnis-Projekts Renewable Energy Regions (RegEnergy) an.

Mit dem Projekt RegEnergy verfolgt das Klima-Bündnis bereits seit 2018 das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien auszubauen, indem Partnerschaften zwischen Städten und den umliegenden ländlichen Gebieten geschaffen werden. Brest ist Teil des Projekts und geht mit einem innovativen Stadt-Land-Vertrag neue Wege. 2015 führte Frankreich erstmals ein Programm zur Förderung der interkommunalen Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land ein, umgesetzt durch sogenannte Reziprozitätsverträge. Nur ein Jahr später waren die Metropolregion Brest und das umgebende Gebiet, die Region Zentral-West-Bretagne (COB), die erste Stadt-Land-Partnerschaft, die solch einen Vertrag offiziell unterzeichnet hat. Ziel dieser Partnerschaft ist es, administrative Hürden abzubauen, gemeinsame Arbeitsprozesse zu etablieren und die Stärken beider Seiten zu nutzen. „Der Vertrag entstand aus dem politischen Willen heraus, starke Beziehungen zwischen den beiden Gebieten zu schaffen. Schon vor Vertragsschluss gab es vereinzelte Kooperationen zwischen der Metropole Brest und dem Land COB, wie bspw. im Gesundheitssektor. Dennoch hat uns die gemeinsame Gestaltung und Unterzeichnung des Vertrags näher gebracht“, kommentiert Sylvie Mingant, Leiterin der Abteilung Energie in Brest Métropole. 

In der Praxis ist die Partnerschaft von einem kontinuierlichen, aber flexiblen Dialog geprägt. Im Vordergrund steht, das gemeinsame Wissen über die Gebiete und die lokalen Akteur*innen zu teilen und weiterzuentwickeln, die Herausforderungen beider Seiten zu verstehen sowie Erfahrungen, Strategien und Instrumente auszutauschen. Die Zusammenarbeit wird von einem Überwachungsausschuss begleitet, der den Fortschritt evaluiert und Synergien identifiziert. Der Vertrag umfasst neben Energieprojekten auch weitere Arbeitsfelder, wie Wirtschaft, Gesundheitswesen und Kultur.

In Sachen Energie und Umwelt hat die Partnerschaft in den ersten Jahren schon konkrete Erfolge nachzuweisen. So wurde beispielsweise die nachhaltig bewirtschaftete Holzindustrie in COB ausgebaut, um in Brest Projekte zu Holzheizungen und Wärmenetzen zu fördern. Das Holz stammt aus den Wäldern der Region und ist das Abfallprodukt aus dem Bausektor. „Die Inbetriebnahme des Wärmenetzes ist für September 2023 geplant und soll eine Reduzierung von 2.500 Tonnen CO2-Emissionen in Brest erreichen. Das Holz hierfür stammt hauptsächlich aus unserem Umland“, erklärt Sylvie Mingant, Leiterin der Abteilung Energie in Brest Métropole. Durch die Teilnahme am RegEnergy-Projekt konnten beide Gebiete ihre Beziehungen weiter stärken und insbesondere die erneuerbaren Energien ausbauen. COB konnte dabei beispielsweise auf die Expertise von Brest in Sachen Solar Kadaster zurückgreifen – ein städtisches Konzept, das auf die Bedürfnisse des Umlands angepasst wurde. Somit konnte COB seine Bürger*innen darin unterstützen, ihr eigenes Potential für Solarstrom zu prüfen. Im ganzen Land wird Solartechnik immer relevanter, auch Kommunen werden verstärkt auf Projekte für erneuerbare Energien aufmerksam gemacht.

Die französische Metropole Brest und das umliegende Gebiet der Zentral-West-Bretagne (COB) zeigen, was Stadt-Land-Partnerschaften leisten können. Bündelt man die Kräfte und nutzt Synergien, entsteht eine Win-Win-Partnerschaft – ein Erfolg für beide Seiten. Brest Métropole wird eben diesen Erfolg gemeinsam mit dem Projektteam von RegEnergy im Mai einem interessierten Publikum präsentieren. Am 18. Mai findet die RegEnergy Abschlusskonferenz im Oceanopolis in Breststatt, dievon der französischen EU-Ratspräsidentschaft unterstützt wird. Unter dem Motto „Stadt-Land-Partnerschaften für erneuerbare Energien“ stellt das Projektteam zahlreiche Praxisbeispiele vor und zeigt auf, wie diese Partnerschaften zu einer erfolgreichen Energiewende beitragen können.

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geschrieben April 2022