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16.05.2017

Neue Charta für Holz zu kurz gedacht

Klima-Bündnis bewertet einseitigen Ansatz kritisch

Am 26. April 2017 stellte der deutsche Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt die Neuauflage der „Charta für Holz 2.0“ in Berlin vor. Die politische Zielrichtung des Ministeriums ist eindeutig: Mehr Holz aus deutschen Wäldern soll genutzt werden. Für die gesteigerte Holzentnahme werden zahlreiche Gründe, wie der positive Beitrag zum Klimaschutz, genannt. Das Klima-Bündnis beurteilt die Charta 2.0 mit ihrer einseitigen Darstellung nicht nur aus Sicht des Klimaschutzes kritisch.

Wälder und insbesondere Wälder, die ihrer natürlichen Entwicklung überlassen werden, sind bedeutende Kohlenstoffsenken. Aber darüber hinaus erfüllen sie vielfältige Funktionen und dürfen nicht ausschließlich auf ihre Klimaschutzwirkung reduziert werden. Aus Wäldern ohne forstliche Nutzung können die Urwälder von morgen entstehen – echte Hotspots der Biodiversität. „Ziel der Forstwirtschaft muss es sein, einen Teil dieser Wälder dauerhaft zu schützen - als Speicher und für die Artenvielfalt“, so Dr. Katrin Jurisch, Leiterin des SpeicherWald-Projekts, für das europäische Städtenetzwerk Klima-Bündnis.

Die oft zitierte Formel „Holzverwendung ist Klimaschutz“ verkürzt die Debatte um die Klimaschutzleistung von Wäldern. Denn die Nutzungsart und die Lebensdauer des Produktes sind dabei entscheidende Kriterien. „Wenn Holz verwendet wird, so ist die beste Strategie für Klimaschutz und Biodiversität, das Holz möglichst lange im Verwendungskreislauf zu halten und es mehrfach im Sinne einer Kaskadennutzung zu verwenden. Aktuell wird aber die Steigerung des Holzverbrauchs für die Energiegewinnung, vor allem für die Pelletherstellung, propagiert. Anstatt Langlebigkeit, Effizienz und den sparsamen Umgang mit Materialien anzustreben, wird der hochwertige Grundstoff Holz so einfach verbrannt“, so Jurisch.

Bisher hat die Bunderegierung 21 Strategiepapiere zu Wald und seinen unterschiedlichen gesellschaftlichen Ansprüchen veröffentlicht. Was diesen Papieren und schließlich der Regierung selbst fehlt, ist Kohärenz. Die Nationale Biodiversitätsstrategie formuliert das Ziel, fünf Prozent der Waldfläche Deutschlands einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Weder in der „Charta für Holz“ noch im Klimaschutzplan 2050 weist die Deutsche Bundesregierung darauf hin, wie dieses umgesetzt werden soll. Bis zu um Stichjahr 2013 wiesen lediglich 1,9 Prozent des Waldes in Deutschland eine natürliche Waldentwicklung im Sinne der Biodiversitätsstrategie auf.

Die Nutzung von Holz darf nicht zum Nachteil anderer „Leistungen“ der Wälder wie z. B. der biologischen Vielfalt oder des Bodens gehen. Ungenutzte Lebensräume sind wichtig, um das gesamte Spektrum der Biodiversität - sowohl der Arten als auch der Lebensräume zu erhalten.

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