Pressemitteilung | 20.03.2017
Internationaler Tag des Waldes: Das Unsichtbare sichtbar machen
Klima, Naturschutz und indigene Rechte müssen Hand in Hand gehen
Anlässlich des Internationalen Tags des Waldes am 21. März fordert das "Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder" bisher politisch vernachlässigte Zusammenhänge um den Wald in Deutschland und weltweit deutlich sichtbar zu machen.
Indigene Territorien sind ein wichtiger Garant für den Erhalt von Biodiversität und der Vermeidung von CO2-Emissionen durch Waldzerstörung. Diese grundlegende Erkenntnis vertritt das Klima-Bündnis in seiner Zusammenarbeit mit indigenen Organisation Amazoniens seit seiner Gründung vor über 25 Jahren. Dies wird zusehends auch von der Wissenschaft bestätigt. Jüngere Untersuchungen zeigen, dass 30 Prozent der Fläche Amazoniens von indigenen Völkern bewohnt wird und in diesen Gebieten noch die Hälfte des Kohlenstoffs der gesamten Regenwälder Amazoniens gespeichert wird. In den indigenen Gebieten werden lediglich acht Prozent der Wälder gerodet, während knapp 90 Prozent der Abholzungen außerhalb der indigenen Territorien stattfinden. Das sind eindeutige Zahlen, die die Rolle der indigenen Völker für den Erhalt der Regenwälder und des darin gespeicherten Kohlenstoffes sowie der Biodiversität nochmal verdeutlichen.
Auf einer gerade abgeschlossenen Delegationsreise nach Ecuador und Peru führten der Kölner Bürgermeister Andreas Wolter und Klima-Bündnis-Geschäftsführer Thomas Brose Gespräche mit indigenen Gemeinden und Organisationen im Amazonastiefland. Im direkten Austausch wurden über die Demarkierung von indigenen Gebieten sowie die aktuellen Bedrohungen der Wälder, z.B. durch die fortschreitende Ausdehnung von Palmölplantagen, gesprochen.
Bürgermeister Andreas Wolter sagte dazu: "Ich bin den indigenen Organisationen sehr dankbar, dass sie auf ihre aktuelle Lage aufmerksam machen. Den Bewohnern ist, im Gegensatz zu uns, der Zusammenhang zwischen der ihre Existenz bedrohenden Vernichtung des Regenwaldes, dem Klimawandel und der westlichen Lebensweise als Ursache sehr bewusst. Sie wollen weltweit auf die Zusammenhänge aufmerksam machen und versuchen als direkt Betroffene, die Entwicklung nicht länger stillschweigend hinzunehmen. Es ist sehr lehrreich zu sehen, wie sie versuchen, ihre traditionelle, nachhaltige Lebensweise mit der Moderne in Einklang zu bringen."
In Deutschland soll mit dem Klima-Bündnis-Projekt "Regionaler Klimaschutz in Wäldern ohne forstliche Nutzung" die Bedeutung unbewirtschafteter Wälder für den regionalen Klimaschutz stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und grundlegendes Wissen über den Zusammenhang zwischen dem Ökosystem Wald und dem Klimawandel vermittelt werden. "Nicht-bewirtschaftete Wälder speichern große Mengen an Kohlenstoff, sowohl in der lebenden und toten Biomasse als auch im Boden. Sie leisten einen sehr wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ziel der Forstwirtschaft muss es sein, diese Speicher zu schützen." so Dr. Katrin Jurisch, Leiterin des SpeicherWald-Projekts für das Klima-Bündnis.
Gleichzeitig spielt die Speicherung von Kohlenstoff in Holzprodukten eine Rolle. Werden Bäume geerntet und das Holz anschließend genutzt, geht der darin enthaltene Kohlenstoff nicht sofort verloren und bleibt weiterhin darin gebunden. Wie lange, das hängt von der Lebensdauer des Produkts ab. "Allerdings wird aktuell die Steigerung des Holzverbrauchs für das Verbrennen z.B. mit Pellets, propagiert. Außerdem ist Deutschland Spitzenreiter beim Papierverbrauch, anstatt dass wir hier differenziert in Richtung Langlebigkeit, Effizienz, materialsparend und weg von kurzlebigen Anwendungen bei der Nutzung des Waldes streben", so Jurisch.