Bürger*innen aktiv in die Verkehrswende einbeziehen

Freiburg (DE) feiert Erfolge mit der Fahrradkampagne STADTRADELN

Der Radverkehr spielt für die nachhaltige Mobilitätswende eine bedeutende Rolle. Bei seiner Förderung und seinem Ausbau sind insbesondere Städte und Gemeinden gefragt. Für die lokale Ebene geht es aber nicht nur um die Radinfrastruktur, sondern auch darum, Bürger*innen zu motivieren und ein nachhaltiges Umdenken anzustoßen. Freiburg hat im letzten Jahr mit der Teilnahme am STADTRADELN gezeigt, wie eine Stadt Bürger*innen erfolgreich in die Verkehrswende einbeziehen kann.

Die Klima-Bündnis-Kampagne STADTRADELN lädt jährlich tausende Bürger*innen und Kommunalparlamente ein, sich für einen Zeitraum von 21 Tagen auf das Fahrrad zu setzen und so ein Zeichen für einen verstärkten Radverkehr zu setzen. Im letzten Jahr haben mehr als 800.000 Menschen und über 2.000 Kommunen aus sechs Ländern mitgemacht. 2021 war auch Freiburg das erste Mal als teilnehmende Stadt dabei und konnte gleich die Kategorie „Fahrradaktivstes Kommunalparlament“ für sich entscheiden – ein voller Erfolg.

Freiburg versteht sich schon lange als Fahrradstadt. 2016 analysierte die Stadt die Zusammensetzung des städtischen Verkehrs (Modal Split). Der Anteil des Radverkehrs lag bei 34 %, ein hoher Wert im deutschlandweiten Vergleich. Und trotzdem sind die städtischen Straßen insbesondere zu Stoßzeiten voll. Es gibt also noch Potenzial für den Radverkehr. Dieses Potenzial sah auch die Stabstelle des Nachhaltigkeitsteams, die gemeinsam mit dem Nachhaltigkeitsrat, einem Gremium städtischer Akteur*innen, 2021 erstmals das STADTRADELN nach Freiburg holte. „Radverkehr spielt eine große Rolle für uns und wir wollten konkrete Projekte anstoßen. Da passte die STADTRADELN-Kampagne perfekt“, kommentiert Peter Rinker, Nachhaltigkeitsmanager der Stadt Freiburg. Mit der Kampagne verfolgte die Stadt insbesondere das Ziel, das Bewusstsein für Radverkehr in der Bevölkerung zu stärken. „Investitionen in die Infrastruktur der Stadt sind natürlich wichtig. Doch der Wandel muss auch in den Köpfen der Menschen stattfinden“, sagt Peter Rinker.

Die Umsetzung der Kampagne war mit über 6.600 teilnehmenden Bürger*innen ein großer Erfolg. Doch wie konnte die Stadt gleich beim ersten Mal so viele Bür-ger*innen für das STADTRADELN begeistern? Freiburg setzte auf eine breit angelegte Kommunikation, die nicht nur über die Stadtverwaltung lief. „Ein großes Netzwerk aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Hochschulen hat zum Mitmachen aufgerufen“, erklärt Peter Rinker. Auch die zielgruppenspezifische Kommunikation hat geholfen, dabei war insbesondere die E-Mail-Kommunikation ein wichtiger Bestandteil. „Plakate, Banner oder Social Media haben nur einen Bruchteil der Menschen erreicht. Die gezielte Kommunikation per E-Mail an verschiedene Netzwerke hat den größten Erfolg gebracht“, erläutert Peter Rinker weiter.

Neben dem Effekt der Bewusstseinssteigerung bietet STADTRADELN noch ent-scheidende weitere Vorteile. Über die Meldeplattform RADar! können Teilneh-mer*innen Probleme und Gefahren in der örtlichen Infrastruktur direkt an ihre Kommune melden und so zu einer verbesserten Radinfrastruktur beitragen. Mit der STADTRADELN-App können teilnehmende Radler*innen zudem ihre Kilometer tracken und liefern dabei wertvolle Radverkehrsdaten über die geradelten Strecken. Diese Informationen – aktuell nur von deutschen Kommunen – fließen dann in ein weiteres Projekt, an dem das Klima-Bündnis beteiligt ist, in die Plattform RiDE (Radverkehr in Deutschland). Städte und Gemeinden können somit im Anschluss an die Kampagne über RiDE die anonymisierten Daten ihrer Kommune zum Beispiel in Form von Heatmaps, Verkehrsmengen- oder Geschwindigkeitskarten einsehen und diese als Grundlage für ihre Infrastrukturplanung nutzen. Mit Antworten auf Fragen wie „Wo sind wann wie viele Radelnde unterwegs?“ und „Wie flüssig kommen die Radelnden ans Ziel?“ können die aufbereiteten Daten zu einer nachhaltigen Verbesserung der Infrastruktur und damit des Radverkehrs beitragen. Auch Freiburg nutzt dieses Angebot. Im letzten Jahr haben 60 % der Teilnehmer*innen die STADTRADELN-App genutzt – eine äußerst hohe Rate. Herr Rinkert erklärt sich das so: „Die App ist die einfachste Möglichkeit, an der Kampagne mitzumachen und genau so haben wir das auch in unserer Werbung kommuniziert.“ Dieser einfache Ansatz scheint in Freiburg aufgegangen zu sein. So stehen der Stadt nun die Daten von über 4.000 radelnden Bürger*innen zur Verfügung. Freiburg hat auch schon erste Ideen für die Nutzung der Daten und plant, diese auf dem städtischen Datenportal frei zugänglich für alle interessierten Akteur*innen – ob aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft oder Wirtschaft – zu machen.

Die Stadt Freiburg hat gezeigt, wie man Bürger*innen motivieren kann, mitzumachen – mit attraktiven Angeboten, auf spielerische Art und Weise und mit zielgruppengerechter Kommunikation. Die STADTRADELN-Kampagne erlaubt es Kommunen, ihre Bürger*innen in die Verkehrswende einzubeziehen, und bietet mit der neuen Datenplattform RiDE oder auch der Meldeplattform RADar! wertvolle Zusatznutzen. Die Plattform RiDE steht derzeit nur deutschen Kommu-nen zur Verfügung. Die Teilnahme am STADTRADELN ist aber für alle Kommunen aus ganz Europa und darüber hinaus möglich. Mitglieder des Klima-Bündnis erhalten bei der Teilnahme einen Rabatt. Interessierte Kommunen können sich in diesem Jahr ab dem 9. März für die Teilnahme am STADTRADELN 2022 anmelden. Und eines ist schon jetzt sicher: Freiburg wird auch 2022 wieder dabei sein.

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geschrieben Februar 2022