Wie Städte bei Hitze aktiv werden können

Worms (DE) setzt auf Partizipation, Information und konkrete Hilfsangebote

Der Sommer steht vor der Tür, die ersten heißen Tage des Jahres liegen bereits hinter uns und eine Frage stellen sich immer mehr Städte: Wie können sich urbane Räume angesichts der Klimakrise gegen Hitze wappnen? Prognosen zeigen deutlich, dass die Temperaturen steigen, Hitzetage zunehmen und damit die Belastungen insbesondere für vulnerable Personen in Städten stärker werden. Die Stadt Worms wird nun aktiv und geht neue Wege mit einem eigenen städtischen Hitzeaktionsplan.

„Als einer Der Hitze-Hotspots in Deutschland wussten wir, dass wir handeln müssen“, erklärt Selma Mergner, Klimaschutzmanagerin der Stadt Worms, die Entscheidung für einen Hitzeaktionsplan. Bereits im städtischen Konzept zur Anpassung Worms‘ an die Klimakrise wurde der Plan als Maßnahme definiert. „Anpassung bedeutet, lebenswerte Städte zu erhalten. Genau deswegen haben wir uns für einen Hitzeaktionsplan entschieden, um präventiv für den Schutz der Gesundheit unserer Bevölkerung zu sorgen“, erläutert Selma Mergner weiter.

Klimawandelanpassung als Gemeinschaftsaufgabe
Der Plan stellt insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen in den Fokus, wie ältere oder kranke Menschen, Kleinkinder und Menschen, die draußen arbeiten oder wohnungslos sind. Für möglichst praxisnahe und bedarfsorientierte Konzepte wurden alle lokalen Akteur*innen, die mit diesen Gruppen in Kontakt stehen, wie bspw. Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung, Feuerwehr, Sozialverbände und Kitapersonal, in die Entwicklung des Hitzeaktionsplans eingebunden. Ein Lenkungskreis soll zukünftig auch die Umsetzung und Weiterentwicklung des Aktionsplans begleiten. Die Maßnahmen selbst wurden in einer Reihe zielgruppenspezifischer Workshops gemeinsam mit allen Beteiligten vor Ort erarbeitet. Zusammen mit Worms Partnerstadt Metz (FR) hat die Stadt im Rahmen des Klima-Bündnis-Projekts TANDEM außerdem gemeinsam mit Bürger*innen die städtischen Hitzeinseln und Klimaoasen identifiziert.

Hotspot-Karten für zielgenaue Maßnahmen
Informationen über die städtischen Hitzeinseln sind eine wichtige Grundlage des Wormser Hitzeaktionsplans. Die Hitze-Hotspot-Karten dienen der besseren Übersicht und der zielgenauen Aussteuerung der Maßnahmen, denn sie zeigen die Stadtgebiete auf, die besonders stark von Hitze gefährdet sind. Unter der Federführung des rheinland-pfälzischen Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen wurden diese Hitze-Hotspots mit demografischen Daten aus Worms kombiniert. Diese Gefahrenkarten geben somit sehr genau Aufschluss darüber, wo die Gefahr im Falle eines Hitzeereignisses am größten ist. Sobald der Hitzeaktionsplan vom Stadtrat verabschiedet wurde, sollen die Karten auf der Homepage der Stadt für alle Bürger*innen verfügbar gemacht werden. „Dank der Karten konnten wir genau sehen, wo es besonders heiß wird und sich gleichzeitig vulnerable Gruppen aufhalten, bspw. in Kindergärten oder Pflegeeinrichtungen. Hier müssen wir mit unseren Maßnahmen zuerst ansetzen“, betont Selma Mergner. 

Konkrete Hilfsstrukturen aufbauen
„Natürlich sind Informationen und die Sensibilisierung der Bevölkerung für Klimawandelfolgen wichtig. Deswegen bieten wir Schulungen zum gesundheitlichen Hitzeschutz an und haben Informationsmaterialien entworfen. Doch mit unserem Hitzeaktionsplan wollen wir auch konkrete Hilfsstrukturen aufbauen, um schnelle und aktive Unterstützung bei Hitzewellen leisten zu können“, erklärt Selma Mergner. Unter Hilfsstrukturen sind im Fall von Worms Maßnahmen wie ein Hitzetelefon oder das Angebot eines Einkaufsservice an besonders heißen Tagen zu verstehen. Durch das Hitzetelefon könnten beispielsweise vorab registrierte Bürger*innen vor Hitzewellen gewarnt werden und Tipps erhalten, wie sie sich vor Hitze schützen können. Mit diesen konkreten Schritten plant Worms eine schnelle Unterstützung von betroffenen Personen und ergänzt damit die mittel- und langfristigen Maßnahmen des Aktionsplans.

Mit ersten konkreten Maßnahmen, der Erfassung von Gefahrenstellen und einem gemeinschaftlichen Ansatz packt Worms den Hitzeaktionsplan an. So sollen z. B. das Hitzetelefon als Pilotprojekt starten und die Informationen über Hitzeoasen der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Zudem ist geplant, kühle Orte in der Stadt, bspw. in Kirchen, weiter zu erschließen und attraktiver zu gestalten.

Bei diesen ehrgeizigen Plänen wird Worms im Rahmen des Projekts Hitze Sicher/Worms neben dem Klima-Bündnis auch durch wissenschaftliche Institutionen begleitet. Das Projekt verfolgt langfristig auch das Ziel, eine Übertragbarkeit des Konzepts auf weitere Kommunen zu ermöglichen. Denn eins ist klar: Die Folgen der Klimakrise werden immer spürbarer und sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität von Hitzewellen nehmen zu. Infolgedessen sind Städte in Zugzwang, sich als Hitze-Hotspots mit geeigneten Konzepten und Maßnahmen vorzubereiten.

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Geschrieben Juni 2022