Energieeffizientes Sanieren voranbringen

Wie Riedstadt (DE) kommunale Hebel nutzt und Bürger*innen unterstützt

Unserer Bausubstanz fehlt größtenteils der klimakompatible Wärmeschutz, doch sie bleibt uns noch lange erhalten. Wenn wir also lokalen Klimaschutz voranbringen wollen, müssen wir bei der energetischen Sanierung ansetzen. Oft hemmen allerdings Vorurteile und hohe Kosten die Umsetzung. Riedstadt (DE) geht mit einem kommunalen Programm voran, das den Schwerpunkt auf die inhaltliche und finanzielle Unterstützung der Bürger*innen sowie die Sanierungsqualität setzt.

Bei der Sanierung setzten viele Städte und Gemeinden in erster Linie bei ihren kommunalen Liegenschaften an. Das hat Signalwirkung. Für Riedstadt stehen –auch mangels kommunaler Mittel zur Sanierung eigener Gebäude – private Gebäude im Fokus. Hier liegen auch die größten Einsparpotenziale. Doch wie können private Gebäudeeigentümer ohne kommunale Mittel unterstützt werden?

Im deutschen Steuerrecht gibt es die Möglichkeit, Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen an Immobilien verteilt auf mehrere Jahre bis zu 100 % einkommenssteuermindernd anzurechnen, wenn sich die Immobilien in formal festgesetzten Sanierungsgebieten befinden – und das als Ergänzung beispielsweise zur deutschen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). „So werden hoch effiziente Gebäudesanierungen noch wirtschaftlicher“, erklärt Benjamin Krick, Sanierungsmanager von Riedstadt (DE). Aber auch in anderen EU-Ländern gibt es Fördermöglichkeiten, die wenig bekannt sind. Hier lohnt es, sich zu informieren.

Am Anfang erfolgt also in Riedstadt das Festlegen von Sanierungsgebieten. „Das kann gut an die ohnehin für größere Kommunen verpflichtende kommunale Wärmeplanung angedockt werden“, kommentiert Benjamin Krick. In einem nächsten Schritt bietet Riedstadt seinen Bürger*innen in den festgelegten Sanierungsgebieten eine kostenfreie Impulsberatung zur Modernisierung ihrer Immobilie vor Ort an – samt Hinweisen zur Finanzierung der Maßnahmen. „Gemeinsam gehen wir durch das Gebäude und überlegen, wo was sinnvoll getan werden könnte. Je nach Wunsch kommen dann weitere Beratende ins Spiel, die dann auch Fördermittel beantragen können“, beschreibt der Sanierungsmanager ihre Vorgehensweise. Sobald die Maßnahmen feststehen, schließen die Beratenen eine Vereinbarung zur Umsetzung mit der Stadt. „Nach erfolgreicher und geprüfter Umsetzung bescheinigt die Stadt die Maßnahmen. Mit dieser Bescheinigung können dann die Ausgaben beim Finanzamt geltend gemacht werden“, erläutert Benjamin Krick weiter.

Während des Prozesses stellt Riedstadt die Qualität der Sanierungsmaßnahmen stets in den Vordergrund. Die Stadt orientiert sich hierbei am EnerPHit-Standard für Sanierungen mit Passivhaus-Prinzipien, welcher auch in der kommunalen Gebäuderichtlinie festgehalten ist. „Der Standard hat sich gut bewährt und senkt Energiebedarf und Gesamtkosten zuverlässig auf ein zukunftsfähig niedriges Niveau. Aus diesem Grund bescheinigen wir auch nicht jede Maßnahme, sondern nur nachhaltige, also EnerPHit-Maßnahmen“, erklärt Benjamin Krick. Die hohe Qualität der Maßnahmen führt auch nicht unbedingt zu höheren Kosten – ganz im Gegenteil: „So kostet die Vermeidung von Wärmebrücken kaum mehr Geld und braucht auch nicht viel mehr Arbeitszeit, als eine Standardsanierung. Genauso ist es auch mit z. B. einer stärkeren Wärmedämmung. Wenn das Gerüst erst einmal steht, die Fassade ohnehin gemacht, das Dach neu gedeckt oder eine PV-Anlage installiert wird, rechnen sich dickere Gebäudedämmungen in aller Regel sehr gut“, so der Sanierungsmanager. Auf hohe Energieeffizienz zu achten hilft den Bürger*innen auch ihre Betriebskosten niedrig zu halten und das bei erhöhtem Wohnkomfort. Auch für das Klima ist die Qualität essentiell. „Ja, es wäre gut, wenn der in vielen Fällen bestehende Sanierungsstau aufgelöst wird. Die Sanierungsrate stark zu erhöhen wird aber nicht möglich sein. Dazu fehlen uns die Fachkräfte. Darum ist es umso wichtiger, alles was getan wird, gleich richtig zu machen und auf einen nachhaltigen Standard zu modernisieren“, fügt Benjamin Krick hinzu.

Obwohl es erst seit September 2023 einen Sanierungsmanager in Riedstadt gibt, kann die Stadt schon auf stolze 100 Beratungen zurückblicken. Riedstadts Ansatz, energieeffizientes Sanieren in hoher Qualität mit dem EnerPHit-Standard zu unterstützen und Finanzierungsmöglichkeiten gekonnt zu nutzen, bietet sowohl den Bürger*innen als auch dem Klima einen echten Mehrwert. Auch die Kommune selbst profitiert und kommt damit der Einhaltung ihrer Klimaziele ein Stück näher!

Wollen Sie mehr erfahren? Sie sind herzlich eingeladen an unserer Arbeitsgruppe Gebäude am 16. Juli von 10 bis 11 Uhr teilzunehmen und sich direkt mit Herrn Krick und anderen Kommunalvertreter*innen zum Thema auszutauschen. Melden Sie sich jetzt schon an!

geschrieben im Juni 2024