Climate Star 2016 - ausgezeichnete Projekte

Kategorie 1 - bis 10.000 EinwohnerInnen

 

Gemeinde Alsómocsolád (Ungarn, 346 EinwohnerInnen)

Dorf der Zukunft.

Die Solarenergie steht im Mittelpunkt der mittlerweile vielfältigen Aktivitäten der kleine Gemeinde Alsómocsolád in Ungarn. Das war nicht immer so. In den vergangenen 60 Jahren sank die Zahl der BürgerInnen um zwei Drittel. Aber durch vielfältige Aktionen soll der Einfluss des Klimawandels minimiert werden, der Abwanderung von EinwohnerInnen entgegen gewirkt und eine liebenswerte, zukunftsfähige Siedlung aufgebaut werden. Bürgermeister Dicső László hat in seiner 25jährigen Amtszeit Alsómocsolád sozial und nachhaltig gestaltet. So gibt es Angebote für junge und alte Menschen, wie Treffs, eine Bibliothek, eine Post und ein Seniorenwohnheim. 2010 wurde ein ökonomisches Entwicklungsprogramm mit einer eigenen lokalen Währung aufgelegt und die Mikroregion arbeitet im Rahmen der „Perle des Sieben-Flüsse-Naturparks“ zusammen. Nicht zu vergessen die Nest-Forest-Schule, die anhand des Mottos „Unsere Zukunft liegt in unseren eigenen Händen“, Zukunftsvisionen für das Dorf entwickelt.

Gemeinde Krumbach (Österreich, 2.250 EinwohnerInnen)

„lokal für global“ Aktionen für Klimagerechtigkeit

In der niederösterreichischen Gemeinde Krumbach werden Fragen nach Klima­gerechtigkeit, der eigenen Betroffenheit und des eigenen Beitrags zur Veränderung umfassend diskutiert und beantwortet. Unter dem Motto „global denken, lokal handeln“ wurden ein Jahr lang Veranstaltungen organisiert. Auf dem Programm standen Theatervorführungen einer Gruppe aus Nairobi, eine Ausstellung zur Globalisierung, Buchpräsentationen und Diskussionsveranstaltungen u.a. zum Thema Hungerkriege und Gerechtigkeit. Fast die Hälfte der Bevölkerung engagierte sich, u.a. die Kirchengemeinde mit fairen und regionalen Produkten und die örtliche Schule mit dem Projekt „Gehen geht“. Konkret und nachvollziehbar wurde Klimagerechtigkeit durch die Unterstützung eines Waisenhauses in Ghana.

Gemeinde Krumpendorf (Österreich, 2.850 EinwohnerInnen)

„Live smart“ KlimabotschafterInnen mit Energiespartipps für AsylwerberInnen

Die am Wörthsee gelegene Gemeinde Krumpendorf schafft es mit Energiespartipps Aufsehen zu erregen. Denn im Mittelpunkt des Projektes „Live smart“ stehen Flüchtlinge. Gemeinsam mit zwei syrischen Asylbewerbern entwickelten engagierte Initiativen vor Ort einen Energiesparkurs für Flüchtlinge. Dieser Workshop wird unabhängig von anderen Integrationsprojekten von mehreren Personen ehrenamtlich und wahlweise auch auf Arabisch und Farsi durchgeführt – inzwischen in ganz Österreich. Klima und Energie stehen im Mittelpunkt der Kurse, aber Mülltrennung und Mobilität kommen auch nicht zu kurz. Die TeilnehmerInnen werden zu „KlimabotschafterInnen“ ausgebildet und tragen die Kursinhalte weiter. So reduziert sich der höhere Energieverbrauch der Flüchtling auf den durchschnittlichen Verbrauch in Österreich – eine Erfolgsgeschichte für die Initiatoren!

Gemeinde Ober-Grafendorf (Österreich, 4.650 EinwohnerInnen)

Ökostraße

Mit Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel betreten viele Kommunen noch Neuland. Aber die niederösterreichische Gemeinde Ober-Grafendorf ist da schon weiter. Im Rahmen des 2012 gestarteten EU-Forschungsprojekts „Wandelbares Mostviertel. Fit in die Klimazukunft“ wird gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien eine neue Technologie zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung entwickelt. Auf einer Strecke von 100 Metern, der Ökostraße, wurden stark wasserdurchlässige aber gleichzeitig hoch speicherfähige Spezialsubstrate aufgebracht und unterschiedlich bepflanzt. Der Test verlief sehr erfolgreich: Das Substrat, das in einen Kubikmeter 500 Liter Wasser speichern kann, bietet gleich vier Vorteile: ein besseres Mikroklima, geringeren zusätzlichen Wasserbedarf in trockenen Zeiten, weniger Regenwasser in der Kläranlage und einen verbesserten Hochwasserschutz. Ein weiterer Pluspunkt: Das Substrat kann zukünftig aus regionalen Materialien hergestellt werden.

Gemeinde Sarntal (Italien, 7.000 EinwohnerInnen)

Holzkraft Sarntal

Der Umweltgedanke stand im Mittelpunkt der Aktivitäten in der Gemeinde Sarntal in Südtirol bei der Planung einer wartungsarmen Holzvergaser-Anlage: So wird ausschließlich heimisches, von Bauern einer Liefergenossenschaft angeliefertes Hackgut für die erst im Jahr 2016 in Betrieb gegangenen Anlage verwendet. Diese erzeugt 1,6 Megawatt Wärme und mittels einer Heißluftturbine zusätzlich 200 Kilowatt Strom. Die Wärme wird ausschließlich an nahegelegene Betriebe und Haushalte geliefert, der Strom ins Netz eingespeist. Der Weg dahin war allerdings nicht immer leicht: Nach dem Konkurs der ursprünglichen Lieferfirma wurden die Planungen erst einmal hinterfragt und heute sind auch noch Schulden zu tilgen. Jetzt aber überwiegt die Freude am gelungenen Werk – auch weil die neue Anlage das bestehende Heizwerk in Hochzeiten des Wärmebedarfs hervorragend ergänzt!



Kategorie 2 - bis 100.000 EinwohnerInnen

Stadt Esch-sur-Alzette (Luxemburg, 33.900 EinwohnerInnen)

Den Escher Geméisguard

Das Ziel ist klar für die luxemburgische Stadt Esch-sur-Alzette: Die Kitas vor Ort sollen komplett und die restlich Bevölkerung teilweise mit biologisch angebautem und nachhaltig erzeugtem Obst und Gemüse versorgt werden. Dazu wurde ein 960 Quadratmeter großes Gewächshaus gebaut sowie eine Außenfläche für den Anbau angelegt. Zusätzlich wurde ein Niedrigenergie-Bürogebäude integriert. Die Wärme wird mit heimischem Holz mittels eines Holzvergasers produziert, das Regenwasser wird zur Bewässerung genutzt und der Strom kommt aus erneuerbaren Quellen. Darüber hinaus wurde auch an soziale Aspekte gedacht: Beschäftigt wird nicht nur ausgebildetes Fachpersonal, zusätzlich werden Arbeitslose in dem Betrieb gezielt qualifiziert und ausgebildet. Der Escher Gemüsegarten leistet einen Beitrag zu dem langfristig angelegten Ziel Essbare Stadt.

Stadt Filderstadt (Deutschland, 45.200 EinwohnerInnen)

Ö-E-N-Mentoren/innen (Ökologie, Energie und Nachhaltigkeits-Mentoren/innen) von Migranten/innen für Migranten/innen

In der baden-württembergischen Stadt Filderstadt werden die Gebiete Ökologie, Energie und Nachhaltigkeit vorbildhaft mit dem Thema Integration verknüpft. Ausgehend von Partizipationsbarrieren bei Migranten und Migrantinnen, wie sprachlichen Schwierigkeiten, fehlenden Kenntnissen über Möglichkeiten der politischen Beteiligungsprozesse und der beschränkte Zugang zu Informationen, startete das Projekt Ö-E-N-Mentoren/innen. Die Zielgruppe wurde mit niederschwelliger Mund-zu-Mund-Kommunikation in der Muttersprache erreicht und als mehrsprachige Mentoren/innen für unterschiedliche Umweltthemen des alltäglichen Lebens ausgebildet. Damit steht u.a. für effektive CO2- und Kosteneinsparungen ein interkulturelles Informations- und Beratungsangebot für private Haushalte mit Migrationshintergrund in den Sprachen Deutsch, Türkisch, Albanisch, Griechisch, Russisch, Ukrainisch und Serbokroatisch zur Verfügung.

Gemeinde Götzis (Österreich, 10.100 EinwohnerInnen)

„energie.bewusst.götzis“ BürgerInnen auf dem Weg zur Energieautarkie

Das Ziel ist klar: Gemeinsam wollen die EinwohnerInnen der Gemeinde Götzis in Vorarlberg energieautark werden. Festgelegtes Zwischenziel des in 2015 gestarteten Projekts „energie.bewusst.götzis“ ist die jährliche Verringerung des Energieverbrauchs um ein Prozent. Gelingt dies, gibt es aus Sponsorengeldern der BürgerInnen-Beteiligungs-PV-Anlagen finanzierte Energie-Spielplätze. Über einen Energiebonus werden Energieeinsparungen belohnt: 30 Prozent werden als Barmittel ohne Zweckbindung und 40 Prozent als Investitionszuschuss für Energieeffizienzmaßnahmen ausgezahlt. Zusätzlich werden Kindergarten- und Grundschulkinder mit eingebunden: Sie erarbeiteten persönliche Geschichten zu Energieautonomie und kreierten als Maskottchen die Energiesparmaus Frederik.

Stadt Karpoš (Mazedonien, 59.900 EinwohnerInnen)

Sanierte öffentliche Einrichtungen in Karpoš

Energetische Sanierung ist das große Thema in der mazedonischen Stadt Karpoš. Insgesamt hat die Stadt 14 öffentliche Gebäude - zehn Grundschulen und vier Kindergärten – sanieren lassen. Dazu wurden die Fassaden, Wände, Decken und Fußböden isoliert, die Fenster und Türen ausgetauscht, die Leuchtmittel ausgewechselt sowie die Heizungsanlagen angepasst oder erneuert – und 65 Prozent der Energiekosten eingespart. Zusätzlich wurden auf Wunsch der Bevölkerung an 14 weiteren Mehrfamilienhäusern die Fassaden gedämmt und damit der Energieverbrauch um immerhin 45 Prozent verringert. Der große Erfolg könnte die nächsten Schritte einleiten: die Sanierung weiterer Häuser in Karpoš – darunter die restlichen sechs öffentlichen Gebäude. Ein beispielhaftes Programm nicht nur für eine Kommune in Mazedonien!

Stadt Pesaro (Italien, 94.700 EinwohnerInnen)

Öffentliche Ausschreibung für Wärmedienstleistung im Gebäudebestand

Die an der Adria gelegene Stadt Pesaro setzt bei der Optimierung der Wärmeversorgung im kommunalen Gebäudebestand auf zwei Pfeiler: Internes fachliches Know-how wird mit externen Investitionen von privaten Partnern kombiniert. Zuerst mussten detailliert und umfassend Daten, darunter eine Analyse der elektrischen und thermischen Energieverbräuche sowie der bauliche Gebäudezustand, der 131 städtischen Häuser zusammengetragen werden. Anschließend erfolgte eine öffentliche Ausschreibung für umfassende Energieeffizienzmaßnahmen der Gebäude. Finanziert werden die energetischen Sanierungsmaßnahmen über die dann erfolgenden Einsparungen beim Energieverbrauch. Die Stadt zahlt weiterhin 1,9 Millionen Euro jährlich für ihren Energiebezug – auch wenn sie nach den getätigten Investitionen voraussichtlich 30 Prozent der Strom- und Wärmekosten einsparen wird. Aus der Differenz finanziert die Privatfirma die zu tätigenden Investitionen. Eine Win-Win-Situation – denn ohne privaten Partner hätte Pesaro die 19 Millionen Euro für die Sanierungen nicht aufbringen können.



Kategorie 3 - über 100.000 EinwohnerInnen

Stadt Basel (Schweiz, 167.400 EinwohnerInnen)

2000-Watt-Touren / Solarboot-Fahrt zur 2000-Watt-Gesellschaft

In der Stadt Basel finden zehnmal pro Jahr öffentliche, geführte Touren zur Vision der 2000-Watt-Gesellschaft statt – in einem besonderen Setting: Die Teilnehmenden fahren in einem mit Solarstrom betriebenen Boot auf dem Rhein an der schönen Kulisse der Stadt vorbei und erfahren etwas über die von dort aus sichtbaren Meilensteine der Basler Klimapolitik: denkmalgeschützte energetisch sanierte Häuser, ein großes Wasserkraftwerk (100 Prozent erneuerbarer Strom im Basler Netz), energetisch vorbildliche Gebäude der Pharmaindustrie, die Müllverwertungsanlage und das Holzkraftwerk (Energie für das Fernwärmenetz). Somit positioniert das Stadtmarketing die fortschrittliche Energiepolitik erfolgreich, sensibilisiert für Klimaschutz und trägt zu einem positiven Erleben der Vision einer 2000-Watt-Gesellschaft bei. Das ist gelungene Werbung für die Energiewende in Basel!

 

Kategorie 4 - kommunale Netzwerke

Bezirk Korneuburg (Österreich, 19 Gemeinden mit 74.900 EinwohnerInnen)

ISTmobil, das Mikro-ÖV-System in Niederösterreich

Viele ländliche Gemeinden kennen das Problem der schlechten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Mit dem „ISTmobil Korneuburg“ verbessert der niederösterreichische Bezirk Korneuburg die Mobilitätsgrundversorgung erheblich. Das Pilotprojekt des Landes Niederösterreich baut auf vorhandenen Ressourcen wie Taxi- und Mietwagenunternehmen auf und integriert bereits bestehende, aber isoliert betriebene Mikro-ÖV-Systeme. Im April 2015 startete das Angebot mit einer innovativen Dispositionssoftware in 17 Gemeinden; ein Jahr später folgten zwei weitere. Die mobilCard ermöglicht eine einfache Buchung und das bargeld­lose Bezahlen. Mit 800 Sammelhaltepunkten wird der Bezirk gut erschlossen, zumal auch Knotenpunkte außerhalb des Bedienungsgebietes wie der Bahnhof Tulln angebunden wurden. Bereits im ersten Jahr wurde das Angebot von 20.000 sehr zufriedenen Fahrgästen genutzt.

Gossau - St.Gallen - Gaiserwald (Schweiz, 100.800 EinwohnerInnen)

energienetz GSG (Gossau - St.Gallen - Gaiserwald)

Wie können Städte und Gemeinden ihre Unternehmen dazu bringen, dass sie den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen senken sowie verbindliche Zielvereinbarungen abschließen? Das energienetz GSG schafft genau das. Die regionale Plattform für Energie- und Ressourceneffizienz wurde 2011 als Gesellschaft von elf lokalen Unternehmen, den Energiestädten Gossau, St.Gallen und Gaiserwald, den lokalen Energieversorgern, der Handels- und Industrievereinigung Gossau, dem Industrie- und Gewerbeverein St.Gallen West sowie der Energiefachstelle des Kantons St.Gallen gegründet. 2015 umfasst das Netzwerk bereits 30 Unternehmen. Themen dieser Plattform zum Erfahrungsaustausch sind die Steigerung der Energieeffizienz, erneuerbare Energien sowie die Nutzung von Abwärme. Außerdem verpflichten sich die Unternehmen ihre Energieeffizienz jährlich um zwei Prozent zu steigern - was bisher von allen erreicht oder sogar übertroffen wurde!

Netzwerk ALTBAUNEU (Deutschland, 20 Städte und Kreise mit 7 Mio EW)

ALTBAUNEU - eine Initiative von Städten und Kreisen in Nordrhein-Westfalen

In der energetischen Gebäudesanierung steckt großes Potential für den Klimaschutz. Das Netzwerk ALTBAUNEU - eine gemeinsame Initiative von zwanzig Städten und Kreisen in Nordrhein-Westfalen unterstützt durch die EnergieAgenturNRW - setzt genau an diesem Punkt an. Durch Information, Motivationssteigerung, Beratung und Begleitung von HauseigentümerInnen werden die energetischen Modernisierungspotenziale im Wohngebäudebestand flächendeckend erschlossen und somit die energetische Sanierungsquote gesteigert. Einzelne Aktionen wie die Haus-zu-Haus-Beratung oder eine Auszeichnungskampagne für gut sanierte Gebäude werden als gesonderte Bausteine entwickelt, anschließend in Leitfäden aufbereitet und allen Partnern zur Verfügung gestellt. Lokale Aktionen und Maßnahmen können somit einfach und schnell aufeinander abgestimmt und gemeinsam beworben werden. Durch die Einbindung des lokalen Handwerks, der Architekten und Ingenieure, der ortsansässigen Banken und Sparkassen bleibt die Wertschöpfung in der Region.

Zukunftsraum Thayaland (Österreich, 15 Gemeinden mit 27.470 EW)

„e-mobil Thayaland“ gespeist mit Solarstrom

„e-mobil Thayaland“ setzt den Traum vom emissionsfreien Autofahren in der Klima- und Energie-Modellregion Thayaland um. Dazu wurde von der niederösterreichischen Region gemeinsam mit ihren BürgerInnen, Betrieben und Institu­tionen die Thayaland GmbH gegründet, die jetzt für das regionale e-Carsharing zuständig ist, nach Dachflächen für Solarenergie sucht, BürgerInnenbeteiligung organisiert und in Zusammenarbeit mit den regionalen Banken das Kapital für die Projektumsetzung aufbringt. Der offizielle Startschuss für „e-mobil Thayaland“ fiel im April 2016. Gesucht wird noch nach geeigneten Dächern für Solarstromanlagen bis zu 250 Kilowatt Peak. Inzwischen haben 50 NutzerInnen mit fünf Elektroautos fast 40.000 Kilometer zurückgelegt, drei weitere Autos und PV-Anlagen werden aktuell geplant.