Indigene Völker unterstützen im Kampf um ihre Rechte und Territorien

Ein Blick in die Lebensrealität eines indigenen Vertreters aus der Grenzregion von Kolumbien und Peru

„Wir haben keine Angst. Wir stellen uns den Konflikten. Das ist der Widerstand der indigenen Völker.“

Obwohl die Stimmen indigener Völker weltweit immer lauter werden und mehr Einfluss bei klimapolitischen Verhandlungen wie der UN-Klimakonferenz nehmen, ist der diesjährige „Internationale Tag der indigenen Völker der Welt“ am 9. August kein Tag zum Feiern.

Der Regenwald ist nicht nur die Lebensgrundlage vieler indigenen Völker, er spielt auch eine wichtige Rolle für den Erhalt der Biodiversität und als Kohlenstoffsenken. Doch diese Gebiete stehen immer stärker unter Druck durch staatliche Maßnahmen, aber auch durch illegale Aktivitäten wie Holzeinschlag und Drogenanbau. In einem exklusiven Interview mit Luís, einem indigenen Vertreter aus der Grenzregion von Kolumbien und Peru (seinen Vornamen haben wir aus Sicherheitsgründen geändert) erfahren wir, wie dramatisch die Situation vor Ort ist.

„Nun, wir haben in unserer Region viele Höhen und Tiefen erlebt”, beginnt Luís das Interview. Er bezieht sich auf den Kautschukboom vor rund 100 Jahren, der 100.000 indigene Menschen das Leben gekostet und die gesamte Region stark geprägt hat. „Heute stellen die geplanten Straßen quer durch unser indigenes Gebiet, die von der Regierung unter Naturschutz gestellten Flächen, die wir nicht mehr betreten dürfen und die zunehmenden Konflikte mit Drogenhändlern eine große Bedrohung für uns dar”, erläutert er weiter.

Insbesondere der Drogenhandel bringt eine große Gefahr für die Menschen aber auch die Territorien selbst mit sich. „Die Kolumbianer kamen und wollten, dass wir für sie arbeiteten und Kokablätter pflücken. Wir mussten zwei Stunden lang laufen und manchmal 30 Kilo tragen, und das im Alter von 12 Jahren. (...) Mit der Angst können wir leben. Wir wissen, dass wir nirgends sicher sind und niemandem vertrauen können. Aber ohne Wasser und ohne unseren Wald, der unsere Lebensgrundlage ist, können wir nicht leben. Die Menschen aus den Drogenkartellen fällen immer mehr Bäume, um Kokafelder anzubauen. Und sie verunreinigen unsere Flüsse und Seen mit den Chemikalien, die sie für die Herstellung von Kokain benötigen”, beschreibt Luís die kritische Lage.

Eine mögliche Lösung für diese Herausforderung sieht Luís in der Stärkung indigener Institutionen, Unterstützung indigener Anführer*innen und der Mobilmachung der Jugend sowie der restlichen Bevölkerung und ergänzt: „Wir brauchen internationale Verbündete (...). Es kommen immer neue Bedrohungen dazu. Zurzeit kommen immer mehr Unternehmen auf mich zu, die in unserem Territorium CO2-Kompensationsprojekte durchführen möchten. Bisher haben wir alle Anfragen abgelehnt. Sie wollen unser Land abkaufen und dann dürfen wir es nicht mehr betreten. Aber wovon sollen wir leben, wenn wir keine Arbeit haben, um genügend Geld zu verdienen, und den Wald zum Überleben brauchen?”

„Wir brauchen Menschen, die uns eine Stimme geben. In der Wirtschaft, der Politik, in der Gesellschaft. Wir selbst erreichen nur begrenzt Menschen. Seid Fürsprecher für uns indigene Völker. Zeigt Solidarität. Sprecht über die Missstände in unserem Lebensraum, unterstützt Petitionen, hinterfragt die Vorhaben von Unternehmen, die mit indigenen Gebieten zu tun haben!”

Eben diese Solidarität zeigt das Klima-Bündnis Netzwerk seit über drei Jahrzehnten und gibt seinen indigenen Partner*innen eine Stimme auf internationaler und europäischer Ebene. Das Klima-Bündnis bietet Städten und Gemeinden auch ganz konkrete Möglichkeiten an, indigene Völker Amazoniens zu unterstützen. Seit kurzem gibt es beispielsweise den Klimafonds des Klima-Bündnis. Gemeinsam mit dem indigenen Territorium der Wampís wurden einige Projekte zum Schutz des Regenwalds ins Leben gerufen. Die Unterstützung des Fonds bietet die Möglichkeit, einen konkreten Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten, echte Klimaverantwortung zu übernehmen und indigene Völker im Kampf um ihre Rechte und Territorien zu unterstützen.

Unterstützen Sie jetzt unsere indigenen Partner*innen in Amazonien!

Mit unseren Fonds für Amazonien haben Kommunen und interessierte Akteur*innen die Möglichkeit, indigene Völker in ihrem Kampf um ihre Rechte und Territorien direkt zu unterstützen. Der neue Klimafonds fördert konkrete Projekte im Territorium der Wampís, mit dem Rechtshilfefonds ermöglichen Sie Zugang zu Rechtshilfe für indigene Aktivist*innen und über den Energiefonds fördern Sie erneuerbare Energien in Amazonien. Spenden Sie jetzt!

Lesen Sie mehr

geschrieben August 2023