COP29 Baku, Aserbaidschan | 11. bis 22. November 2024

Ein schwieriger Weg liegt vor uns

Wie erwartet, ging die COP29 in die Verlängerung, und wie erwartet, wird das Ergebnis dem weltweiten Bedarf an Klimaschutzmaßnahmen nicht annähernd gerecht. Der Fonds für Schäden und Verluste wurde auf der diesjährigen COP vollständig eingerichtet – eine Initiative, die unter anderem von der EU-Delegation vorangetrieben wurde. Die Verdreifachung des Klimafinanzierungsziels für Entwicklungsländer auf 300 Milliarden pro Jahr ist auch ein scheinbarer Fortschritt, der jedoch von der Tatsache überschattet wird, dass tatsächlich etwa 1,3 Billionen benötigt werden. In vielerlei Hinsicht treten wir auf der Stelle – wir sind immer noch auf dem Weg zu einer Erwärmung um 2,7 Grad. In anderer Hinsicht hat uns die COP29 einen Schritt zurückgeworfen, denn in keinem der Abschlusstexte werden die fossilen Brennstoffe auch nur erwähnt. Um des mit den Worten von Ottmar Edenhofer, Klima-Ökonom und Ko-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, zu sagen, war die COP29 „bestenfalls die Vermeidung eines diplomatischen Desasters“.

Auch wenn ein starker nationaler Rückhalt für den Klimaschutz wichtig ist, wissen wir vom Klima-Bündnis, dass Städte und Regionen dennoch mit gutem Beispiel vorangehen und die gute Arbeit fortsetzen können, wenn die nationale und internationale Ebene schwächelt.

In diesem Jahr war unser Netzwerk über die UNFCCC-Organisation der Kommunen (LGMA) mit der Arbeit hinter den Kulissen beschäftigt. Wie in den vergangenen Jahren organisierten wir die Präsentation der Ergebnisse der Kindermeilen-Kampagne auf der COP, die erneut ein hoffnungsvolles Zeichen für die Klimabemühungen von Kindern in ganz Europa war. Wir waren auch stolz darauf, die Teilnahme mehrerer indigener Partnerorganisationen aus Ecuador und Peru sowie mehrerer unserer Mitglieder – Kommunen aus Österreich und Deutschland, die Provinz Barcelona und das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen – sowohl in Baku als auch online zu ermöglichen.

Kindermeilen-Kampagne @COP29 | Eindrücke @COP29 | Statements der Botschafter*innen

Das sagen einige unserer Klima-Bündnis Botschafter*innen zur COP29:

Marc Serra Solé, Stv. Leiter für Klimaschutz und Energiewende, Provinz Barcelona (ES)


Die endgültige Finanzierungsvereinbarung, die um 4 Uhr morgens nach zweitägiger Verlängerung und ohne Zustimmung der Mehrheit der Länder zustande kam, bleibt weit hinter den von den Wissenschaftler*innen geforderten 5 Milliarden Dollar und den von den nicht industrialisierten Ländern geforderten 1,3 Milliarden zurück. Der Fonds, der erst im Jahr 2035 einsatzbereit sein wird, öffnet auch die Tür für private Finanzierungsmechanismen, die die Verschuldung der nicht industrialisierten Länder noch weiter erhöhen werden. Einige Länder taten einfach nicht genug, um eine bessere Einigung zu erzielen, während die anwesenden Petrostaaten eine komplette Blockade inszenierten und es schafften, dass fossile Brennstoffe in der endgültigen Vereinbarung nicht erwähnt wurden – ein Kunststück, das sicherlich von 1.800 anwesenden Lobbyist*innen fossiler Brennstoffe unterstützt wurde.

Nichtsdestotrotz müssen die multilateralen Räume der UN erhalten und gestärkt werden. Die internationale Gemeinschaft darf die Verhandlungen nicht aufgeben. Stattdessen müssen die Verhandlungen so organisiert werden, dass die Gastgeberländer frei von Interessenkonflikten sind und sich dem ökologischen Wandel, den Menschenrechten und der Solidarität mit den Ländern des globalen Südens verschrieben haben. Wir setzen auf einen konstruktiveren und inklusiveren Prozess bei der COP im nächsten Jahr in Brasilien. (Foto: Provinzialrat Barcelona (DiBa))
 

Phillip Engel, Klimaanpassungsmanager, Stadt Hanau (DE)


Die öffentliche Berichterstattung über die COP ist ja eher negativ behaftet. Zu Recht natürlich, weil auch diese COP wieder keinen großen Wurf gebracht hat und einige Länder als „Bremser“ fungiert haben. Mit der Online-Akkreditierung hatte man die Möglichkeit noch mehr „hinter die Kulissen“ zu schauen, gerade die Side Events stehen ja nicht so im Fokus der Berichterstattung. Jedoch finde ich auch gerade die Side Events besonders wertvoll, denn sie bieten in kleinerem Rahmen die einzigartige Möglichkeit, dass sich Menschen aus verschiedensten Ländern austauschen können. Ich habe bei den Side Events eine große Motivation und den „Willen“ wahrgenommen, wirklich etwas verändern zu wollen. Mit diesem Hintergrundwissen bleibt die Hoffnung bestehen, dass die COP29 nicht so erfolglos verlief, wie an viele Stellen momentan berichtet wird. Sondern dass die vielen Menschen, die sich dort austauschen konnten, mit neuem Wissen und Erfahrungen in ihre Länder zurückkehren und den Wandel zu einer sozial-ökologischeren Welt weiter vorantreiben werden.
 

Walter Brunner, Stadtrat, St. Veit/Glan (AT)


Die unterschiedlichen Zugänge zum Thema Klimaschutz wurden sehr deutlich - insbesondere von den Staaten, deren Haupteinnahmequelle auf fossilen Brennstoffen basiert. Trotzdem ist die Veranstaltung ungemein wichtig und sollte auch so weitergeführt werden. Die mediale Aufmerksamkeit ist unverzichtbar zur Bewusstseinsbildung und rückt das Thema weltweit in den Fokus der Aufmerksamkeit. Ich war beeindruckt, wie groß und umfassend die Klimaschutz-Community ist. In Pressekonferenzen wurde deutlich, wie viele offene "Baustellen" es gibt und wo überall länderübergreifend agiert werden muss. Wichtig ist JEDE Maßnahme. Ich bin jedenfalls sehr motiviert, weiter zu kämpfen, vermeintliche Rückschläge und Gegenstimmen dürfen uns nicht demotivieren. Im Gegenteil: Wir müssen umso vehementer unsere Positionen präsentieren und in der Politik umsetzen. Auch wenn aktuell in vielen Ländern das Thema in den Hintergrund gedrängt wird, ist das sogar ein Anlass, mit persönlichem Einsatz und vereinten Kräften der Community weiterzumachen. (Foto: Geza Balint)
 

Dieter Prosik, Klimaschutzbeauftragter Stadt Ettlingen (DE)


Großer Aufwand, überschaubares Ergebnis – das beschreibt kurz und knapp die Bilanz der meisten Teilnehmer- und Beobachter*innen der COP 29. Ist das Grund genug zur Resignation? Ich meine „Nein“. COP ist mittlerweile viel mehr als ein politisches Ringen um verbindliche Abschlussdokumente. So stand zum Beispiel erstmalig das Thema Bildung auf der offiziellen Agenda. Ein Thema, dass von der Bewusstseins-Bildung über die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse bis hin zu den Möglichkeiten aktiven Klimahandelns reicht. Und vieles davon geschieht natürlich wo? Weniger auf inter- oder nationaler Ebene, sondern vielmehr auf der lokalen Ebene an vielen kleine Orten an denen viele einzelne Menschen ihr Bestes geben um nachhaltige Bildungsinhalte zu vermitteln. In Anlehnung an das bekannte afrikanische Sprichwort ist es vielleicht doch noch möglich die Welt zu verändern.
 

Christian Tögel, Leiter Regionaler & kommunaler Klimaschutz, NRW.Energy4Climate (DE)


Wir konnten zum ersten Mal an den zahlreichen, online angebotenen Sessions zur Weltklimakonferenz teilnehmen. Besonders spannend war es zu erleben, wie andere Nationen auf die Themen Klimaschutz, Klimawandel und Klimaanpassung schauen, daran Anteil nehmen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Die Ideen und Diskussionen der Panel-Teilnehmenden waren sowohl Inspiration als auch Motivation für uns und unsere Arbeit auf regionaler und kommunaler Ebene in Nordrhein-Westfalen. (Foto: NRW.Energy4Climate)